«Wir leben in einem Zeitalter zerstörerischen Wandels, wir produzieren Ergebnisse, die niemand wirklich wollen kann.» (nach Otto Scharmer)

Ein Gespräch mit Barbara Eppler, MSc Coach, Supervisorin, Organisationsentwicklerin BSO, KOMVISIO GmbH

KOMVISIO unterstützt Organisationen bei Entwicklungs- und Veränderungsprozessen. Unternehmen auf ihrem Weg zu begleiten, erfordert nicht nur Know-how, sondern auch eine sensible Wahrnehmung und ein Erspüren der kulturellen Möglichkeiten innerhalb des Unternehmens. Gründerin Barbara Eppler zeigt im Interview auf, was sie und ihre Partnerin entwickelt haben und was heute Not tut, wenn man auch in Zukunft bestehen will.

KMUrevue.ch: Was ist Ihr Ziel, wenn Sie eine Organisation in Entwicklungs- oder Veränderungsprozessen begleiten? Was bezwecken Sie mit Ihrer Unterstützung?
Barbara Eppler: Unser Ziel ist es, dass wir Organisationen dabei unterstützen, ihren inhaltlichen Beitrag für die anstehenden Veränderungen, welche es zu dieser Zeit so dringend braucht, gemeinschaftlich und interdisziplinär zu bewältigen. Dies geht nicht nachhaltig, ohne auf die Ökologie, gemeint ist hier das Umfeld, zu achten. Wir fördern eine wache und mutige Herangehensweise. Nur die hält langfristig gesund, schaut auf Gerechtigkeit im System und stärkt die Resilienz, also die Widerstandsressourcen Einzelner und des Unternehmens für ein gutes Zusammen-Leben und –Arbeiten aller.

Welches sind Ihre konkreten Tätigkeiten in der Zusammenarbeit mit einem Unternehmen?
Wir hören genau hin, was vom Unternehmen gebraucht wird. Im Dialog achten wir mit den Verantwortlichen darauf, dass die Balance zwischen gelebter Kultur, Strategie und den vorhandenen Strukturen gegeben ist und stellen Fragen, die auf den Grund gehen, aber auch um anschlussfähig zu sein. Unser Fokus ist das Bewusstmachen und Befähigen mit Dissensen im Mindset, im Verhalten und in der Zusammenarbeit im Team produktiv umzugehen. Themen sind dabei z.B. die Unterschiede zwischen jungen und älteren Mitarbeitenden, wie Frauen gefördert werden können bzw. wie Unternehmen anziehender für Frauen in wichtigen Positionen werden oder auch, wenn sich verschiedene Fachexpertisen konkurrenzieren, dem nachzugehen. Alle Fähigkeiten und Fertigkeiten gilt es wahrzunehmen und einzubinden.

Sie bieten mit Ihrem Unternehmen auch Supervisionen und Führungscoaching an. Wie gelingt es Ihnen, auf die individuellen Bedürfnisse der Organisationen eingehen zu können?
Wir bieten verschiedene Varianten von Supervisionen, beruflichen Reflexionsräumen, und Coaching an und kreieren beim Zuhören auch neue Formate, um Organisationen gerecht werden zu können. Manchmal ist es ein Einstiegsworkshop gekoppelt mit anschliessenden Team-Supervisionen, der Mitarbeitende optimal unterstützt. Sind Projekte umfassender, arbeiten wir mit unserem Netzwerk, international mit Team Rheinland, zusammen, um Unternehmen in komplexen Prozessen optimal zu unterstützen. Supervision legt immer den Fokus auf die Vertiefung von Lösungsansätzen und lädt zu verschiedenen Perspektiven ein, weg vom Eindimensionalen oder Hauruck-Lösungen.
Das Führungs-Coaching richtet sich, wie der Name sagt, gezielt an Führungskräfte. Zuallererst wird der Bedarf abgeklärt. Dann bietet F.-Coaching entweder Unterstützung im Bereich Leadershipentwicklung an, erarbeitet individuelle Zukunftsperspektiven oder eröffnet Möglichkeiten, wie sie mit Problemen umgehen oder Dynamiken und Muster bei den Mitarbeitenden erkennen können. Die Team-Supervision fördert den Zusammenhalt und stärkt die Gemeinschaft, um das Erreichen gemeinsamer Ziele zu erleichtern. Bei Non-Profit-Organisationen, welche mit anspruchsvoller Klientel arbeiten, begleiten wir die Mitarbeitenden mit Fallsupervisionen, um ein vertiefteres Verständnis für das eigene Verhalten und das der Klientel zu erhalten, so dass neue Strategien im Umgang ausprobiert werden.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal im Gegensatz zu anderen Betrieben?
Wir hören besonders gut hin. Wir sind Sparring-Partnerinnen, keine Besserwisserinnen. Vor allem bei komplexen Zusammenhängen nutzen wir unsere verschiedenen Sichtweisen und Wahrnehmungen zum Verstehen von Situationen. Wir praktizieren also in unserem Team dasselbe, was wir auch in Unternehmen anbieten: Mehrperspektivität. Damit können alte Verhaltensmuster erkannt und Neues künftig umgesetzt werden. Zudem bieten wir Workshops an, auch digital in Kurzform, bei denen in kleinen Gruppen aktiv Impulse bearbeitet oder zu einem bestimmten Thema verschiedene Eindrücke von Mitarbeitenden zur Weiterverarbeitung ausgetauscht, diskutiert oder gesammelt werden. Diese Workshops können auch in der Natur stattfinden, um das richtige Ambiente zu gewährleisten, z.B. wenn es um Innovationen geht. Uns ist wichtig, dass möglichst viele Wahrnehmungskanäle aktiviert sind.

Können Unternehmer Sie vor einer möglichen Supervision oder einem Workshop persönlich kennenlernen?
Ja, auf jeden Fall und auf verschiedene Weise ist das möglich. Wir bieten einige Infogespräche zum Motto «hereinspaziert» unter dem Jahr in der Café-Bar Coalmine am Bahnhof Winterthur bei unserer Coachingpraxis an. Hier können Unternehmer, Unternehmerinnen und Mitarbeitende uns unverbindlich und kostenlos kennenlernen oder ihre Fragen klären. So kann man sich ein erstes Bild machen, ob eine Zusammenarbeit von beiden Seiten passend scheint. Die Gespräche können von 10 Minuten bis zu 1 Stunde dauern. Selbstverständlich kann man mit uns auch einen unverbindlichen Termin abmachen, dieser kann auch via Zoom stattfinden, um Reisezeit und -kosten zu sparen.

Was liegt Ihnen persönlich am Herzen? Wofür setzen Sie sich ein?
Mir persönlich liegt es am Herzen, dass wir als Gesellschaft den Turnaround schaffen, dass wir die verschiedenen Herausforderungen unserer Zeit gemeinschaftlich, gerecht und lebenswert für alle angehen. Dafür setzen wir uns ein. Wir bringen keine vorgefertigten Lösungen, unterstützen jedoch Menschen, sodass sie ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten auf die Waagschale legen, mit Dissens umgehen lernen und das eigene Ego, nicht aber ihre Kompetenzen, zugunsten einer gemeinschaftlichen, sinnvollen Lösung zurückstellen. Dabei kann sich «das allgemeine Unwohlsein und die Sinnlosigkeit» in Vertrauen verwandeln, weil alle auf ihre Art verantwortlich und sinnvoll tätig werden. Nach meinen Engagements u.a. in Spitälern, Informatikunternehmen, Versicherungen und Verwaltungen bin ich heute überzeugt, dass wir authentischer, sensibler, achtsamer und vielfältiger mit uns, unserem Leben und anderen umgehen sollten.

Barbara Eppler startete als Krankenschwester, OP-Assistentin und Praxishelferin. Nach ihrem Studium u.a. in Kommunikation, folgte die Station als Schulleiterin/Vizedirektorin am Schweizerischen Institut für Betriebsökonomie SIB. Als Senior Consultant bei der TQM-Consulting-Group in Zürich leitete sie zahlreiche Veränderungs-Projekte u.a. in Spitälern der CH und D. Bei Atraxis, der IT-Swissair-Tochtergesellschaft führte Eppler systemische Führungsentwicklungen durch, konzipierte im Team den Kündigungsprozess nach dem Grounding und unterstützte die Firma mit Management Development. Heute übernimmt sie zeitlich begrenzte Mandate für Moderationen, Workshops, Prozessbegleitungen, Führungs- und Teamentwicklungen.

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